Styria und Moser: „Zusammen deutlich mehr Gewicht“

Heimo Binder
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Interview: Styria-Vorstandsvorsitzender Horst Pirker und Moser-Holding-Chef Hermann Petz über ihr Projekt, ein „kampagnenfreies“ Gegengewicht zur Mediaprint zu schaffen. Damit soll der Wettbewerb deutlich belebt werden.

Die Presse: Ziel der Fusion von Styria und Moser Holding soll ja sein, ein Gegengewicht zur Mediaprint zu bilden. Wie genau stellen Sie sich dieses Gegengewicht eigentlich vor?

Horst Pirker: Vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigung ist unsere Gruppe hinsichtlich des Umsatzes deutlich größer als die Mediaprint. Wir sehen allerdings nur größer aus. Gemessen an den Reichweiten kommen wir zusammen auf 15 Prozent Marktanteil. Allein die „Kronen Zeitung“ (als größtes Mitglied der Mediaprint, Anm.)bringt es auf 40 Prozent. Das ist eine in der restlichen Welt kaum anzutreffende Situation. Wenn wir hier mit einer kleinen Gruppe von Medienunternehmen eine kampagnenfreie Zone bilden, kann das nur positiv sein. Aus Sicht der heimischen Politik sogar eine Ermutigung, sich freier zu bewegen.
Hermann Petz: Die „Krone“ tritt in den Regionen teilweise sehr aggressiv auf. Unser Gegengewicht versteht sich als eine Gruppe selbstständiger Regionalmedien, die alle Seiten zu Wort kommen lässt.

Ist ein relevantes Gegengewicht zur Mediaprint ohne Wien überhaupt denkbar?

Petz: Nun ja, wir werden genau beobachten, was sich auf dem Markt tut. Derzeit ist sehr viel in Bewegung, welche Möglichkeiten sich ergeben, werden wir sehen. Dazu wollen wir uns derzeit auch nicht äußern.
Pirker: Nur so viel: Wir sollten nicht vergessen, dass wir mit „Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ über zwei Medien verfügen, die für Österreich nicht gerade unbedeutend sind. Wir haben also bereits einen Schwerpunkt in Wien, der nicht marktbeherrschend ist. Zusammen mit unseren regionalen Medien sind die Bürger in diesem Land nicht mehr nur einem Block ausgeliefert.

Es hat ja auch das Gerücht gegeben, die „Presse“ stärker als Wiener Regionalmedium zu positionieren. Ist das eine Variante?

Pirker: Das kann ich ausschließen.

Die Moser Holding hat vor ihrer Eingliederung in die Styria ja auch heftig um die „Salzburger Nachrichten“ sowie eine Beteiligung am „Kurier“ geworben. Jetzt erst recht?

Petz: Das wurde so geschrieben, wir haben aber kein Interesse an den „Salzburger Nachrichten“ oder am „Kurier“ bekundet. Wir werden jetzt einmal an der Fertigstellung unseres Projektes arbeiten. Ich glaube ja noch immer, dass die Mediaprint in der aktuellen Form („Krone“ und „Kurier“, Anm.) weitergehen wird. Dann stellt sich diese Frage auch gar nicht mehr.

Die Styria war ja schon einmal am „Kurier“ beteiligt. Können Sie ausschließen, dass es wieder zu einer Beteiligung kommt?

Pirker: Nein, das schließe ich nicht aus.

Die Moser Holding hat ja vor Kurzem noch die Position der Nummer zwei auf dem heimischen Medienmarkt angepeilt. Das ist sie jetzt auch, allerdings in einer Minderheitsposition im Styria-Konzern. Wo liegt da das strategische Interesse aus Tiroler Sicht?

Petz: Wir haben uns gemeinsam den Markt aus der Helikopterperspektive angesehen und uns gefragt: Was wäre, wenn wir uns zusammentun? Zu sehen ist jetzt, dass aus einem kleineren Dach ein deutlich größeres wird. Die Eigentümerfamilie der Moser Holding ist zur Überzeugung gekommen, dass ein 27-Prozent-Anteil an etwas Großem die deutlich zukunftsträchtigere Variante ist als 85 Prozent an etwas Kleinerem.
Pirker: Es ist eine der großen Qualitäten des Hermann Petz, dass er sich in diese Perspektive begeben hat. Nur sehr wenige Manager sind in der Lage, über ihren persönlichen Schatten zu springen.

Es wird kolportiert, dass Hermann Petz der neue Vorstandschef der Regionalmedien AG wird und Horst Pirker deren Aufsichtsratschef. Ist das so vereinbart?

Pirker: Das ist eine mehr als brauchbare Idee. Vereinbart haben wir allerdings, dass wir uns dieser Frage erst widmen, wenn sie sich wirklich stellt. Und das wird bei der Gründungshauptversammlung sein. Das kann bis zu einem Jahr dauern. Bis dahin kann eine Menge passieren. Wir müssen ja auch noch zahlreiche vor uns stehende Hürden überwinden, etwa die kartellrechtlichen. Aber Hermann Petz wird als Architekt dieses Projekts mit Sicherheit ein Schwergewicht in der Zukunft sein.


Nun werden Fusionen ja auch vor allem mit dem Ziel geschlossen, die Kosten zu senken. Wie hoch sind denn die Synergien?

Petz: Rund 50 Prozent der Kosten fallen im Bereich Druck, Logistik und Produktion an. Wir werden alle großen Kostenbereiche durchleuchten, allerdings können wir hier noch keine Details nennen.
Pirker: Uns ist klar, dass vor allem die Redaktionen betreffend hohe Sensibilität herrscht. Dem möchte ich auch gar nicht ausweichen, das Thema werden wir aktiv andenken. Aber wegen der Synergien hätten wir diesen Deal nicht machen müssen. Kosten sind auch im Kooperationsweg zu senken, sogar mit wildfremden Unternehmen. Allein in Deutschland stehen mit den dort erscheinenden Tageszeitungen 300 mögliche Partner zur Verfügung.

Dann geht es also um strategische Ziele auf der Erlösseite.

Pirker: Die Erlösseite ist der ganz große Schwerpunkt, vor allem geht es um die Anzeigenumsätze, die knapp die Hälfte unserer Erlöse ausmachen. Wir werden aus einer regionalen Position heraus immer größere Schwierigkeiten bekommen, überhaupt wahrgenommen zu werden, vor allem von internationalen Werbeagenturen. Hier geht es um das Erreichen einer kritischen Größe. Zusammen werden wir deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringen.

Auf der Anzeigenseite werden auch „Wirtschaftsblatt“ und „Presse“ eingebunden?

Pirker: Das ist durchaus denkbar. Wir können aber mehr als nur nationale Angebote formulieren. Die Styria-Gruppe ist ja auch in Kroatien, Slowenien, Montenegro und zum Teil in Serbien tätig. Nur mit einem internationalen Portfolio bekommt man bei großen Agenturen in New York und Paris überhaupt einen Termin. Das ist derzeit weder aus Tirol noch aus Graz machbar. Da kann man noch so tüchtig sein. Zwei Millionen Leser (Styria und Moser Holding, Anm.) im Tageszeitungsbereich allein in Österreich sind schon eine nennenswerte Dimension.

Österreichweite Werbeangebote dürften allerdings auch der zentrale kartellrechtliche Knackpunkt werden.

Pirker: Solange die „Kronen Zeitung“ in Österreich auf eine Reichweite von drei Millionen Lesern kommt, wird es doch noch möglich sein, eine Gruppe mit zwei Millionen Lesern zu formieren. Das schwächt den Wettbewerb nicht, sondern stärkt ihn. Und der Sinn der Kartellgesetzgebung ist es ja, den Wettbewerb zu stärken. Was wir auch tun – und das können wir einwandfrei nachweisen.

Wer wird Ihrer Meinung nach die zum Verkauf stehenden Anteile der WAZ an der Mediaprint bzw. der „Krone“ übernehmen?

Petz: Der Zeitpunkt, dass die WAZ ihre Anteile an der Mediaprint verkaufen will, war noch nie so nahe wie jetzt. Ich gehe davon aus, dass die Familie Dichand die WAZ-Anteile übernehmen wird.
Pirker: Wir dürfen auch nicht vergessen, dass sich damit die Achse zwischen „Kronen Zeitung“ und „Heute“ noch einmal verstärken wird. Wenn wir über die Mediaprint sprechen, reden wir ja nicht nur über „Krone“, „Kurier“ und die Beteiligung an der News-Gruppe. Sondern auch über die immer noch nicht offengelegte Konstruktion zwischen „Krone“ und „Heute“. Letztere ist ja zweifelsfrei mit der Familie Dichand verschränkt, das wird von den Beteiligten auch gar nicht bestritten.

Die Styria beäugt den Einfluss von Raiffeisen in der heimischen Medienlandschaft betont kritisch. Jetzt ist die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich aber auch bei der Styria mit an Bord.

Pirker: Also Raiffeisen ist nicht Raiffeisen. Klar ist, dass Raiffeisen im Medienbereich in Form von Raiffeisen Wien-Niederösterreich ein großer Spieler ist. Als Miteigentümer der Moser Holding spielt Raiffeisen Oberösterreich eine bescheidene Rolle. Sie ist bei uns ein gern gesehener Fünf-Prozent-Eigentümer.
Petz:Raiffeisen Oberösterreich hat sich bei der Moser Holding als reiner Shareholder (ohne strategische Interessen, Anm.) verhalten, und das wird auch in Zukunft so bleiben, noch dazu in einer kleineren Rolle.

Herr Pirker, Sie weisen ja immer zurück, nach Macht zu streben. Was treibt Sie an, wenn nicht das Streben nach Macht?

Pirker: Wenn man sagt, Macht treibe einen nicht an, glaubt das niemand. Und ich sage es Ihnen trotzdem: In meinem Fall ist es so, Macht interessiert mich nicht. Ich soll tot zum Fenster rausfallen, wenn es anders ist. Ich bin ein Verleger und Unternehmer, dem Eigentum anvertraut ist. Hätte mich Macht interessiert, insbesondere politische, wäre ich Journalist geworden.

Horst Pirker (*1959, Lind im Drautal). Kurz vor seinem 50. Geburtstag steigt Pirker zum mächtigsten Medienmanager des Landes auf: Aus einem früher ausschließlich regional verankerten Verlagshaus hat er einen der dynamischsten Medienkonzerne des Landes gemacht. 1984 kam Pirker nach seinem Studium (Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre) zur „Kleinen Zeitung" in Klagenfurt, wurde nach zwei Jahren Verlagsleiter, durchlief verschiedene Managementstationen, wurde Vorstandsmitglied der Styria, 1999 übernahm er den Vorstandsvorsitz.

Hermann Petz (*1961, Innsbruck). Führt seit 2003 die Geschäfte der Moser Holding, rückte zum Vorstandschef auf und brachte die Holding auf Expansionskurs. Petz wird als Vorstandsvorsitzender der neuen AG und Pirker als deren Aufsichtsratschef gehandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2009)

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